Wiedereinbürgerung des Edelkrebses

Bis etwa in die 1960er Jahre war der Edelkrebs in der Lohr vorhanden. Wann er letztlich gänzlich verschwand, weiß niemand. Als Bestandteil des Speisezettels wurde er schon seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt, was in früheren Jahrhunderten ganz anders war. Da stand der Edelkrebs vor allem auf der Speisekarte des Adels. So ist belegt, dass „Bachförster“ Krebse und Bachforellen in Mengen aus der Haf enlohr „entnommen“ und am Jagdschloss Rothenbuch in die dortigen Hältertungsteiche verbracht hatten, wenn die „Herrschaft“ aus Aschaffenburg ihr Kommen ankündigte. Ob für unsere HFG, die seit 1934 besteht, der Edelkrebs früher ein Thema war, wissen wir nicht. In „neuerer“ Zeit war er weg und kein Thema. Das wurde erst anders, als der Diplombiologe Stefan Kaminsky im Auftrag der Fischereifachberatung beim Bezirk Unterfranken im Jahre 2005 viele Spessartbäche mit beköderten Krebsreusen nach Krebsen durchsuchte. Er fand nichts! Dazu ist zu erläutern, dass bereits im 19. und 20. Jahrhundert Kamber und Signalkrebse aus Amerika nach Europa importiert und in Gewässer eingebracht wurden. Sie brachten die „Krebspest“ mit, eine Pilzerkrankung, gegen die sie im mun sind, aber den Edelkrebs tötet. So starben die Edelkrebse nach und nach in allen größeren Fließgewässern aus, wohl bald auch in unserem Main, aber warum erst in den 1960er Jahren in der Lohr und deren Zuflüssen ohne „Amerikaner“? Dazu gibt es eine logische Theorie: gerade in den 1960er Jahren kehrte die „Haushaltschemie“ massiv auch in die Spessartdörfer ein. Es gab nach und nach Waschmaschinen in großer Zahl mit damals weitaus wasserschädlicheren Waschmitteln als heute, zudem chemische Körperpflegsu bstanzen und später mehr und mehr Spülmaschinen und anderes. Das Abwasser ging in die Bäche, Kläranlagen gab es nicht! Die Bäche waren schwer belastet! Das war wohl die Ursache für das Verschwinden des Edelkrebses. Es gibt auch die Theorie, dass Enten die Krebspest vom Main mit ihrem Gefieder in die Spessartbäche verschleppt haben könnten. Dagegen spricht Folgendes: Stefan Kaminsky empfahl uns, Edelkrebse wieder anzusiedeln, schließlich haben die Bäche seit dem Bau und Betrieb vieler Kläranlagen wieder ein e gute Wasserqualität. Wir nahmen 2010 Kontakt auf mit dem Förster Hubert Gebhard aus Rothenbuch auf, der seit Jahrzehnten Edelkrebse in Waldteichen im Staatsforst züchtete umd viele zur Wiederansiedlung abgab. Auch wir bekamen von ihm die ersten Krebse im Jahre 2010 und spätere weitere und verbrachen diese in Waldteiche der Stadt Lohr zur Nachzucht, die sehr gute Zusammenarbeit mit dem städtischen Umweltreferenten Manni Wirth muss dahingehend erwähnt werden. Weitere Edelkrebse erhielten wir von unserer Fischereifachberatung und in großer Stückzahl erwarben wir diese wiederholt von einem Züchter in Schleswig Holstein, bezuschusst vom Landesfischereiverband Bayern. So haben wir seit Jahren viele Edelkrebse aus kostenlosen „Spenden“, Kauf und eigener Nachzug aus Teichen der Stadt Lohr in die Lohr und den Aubach eingebracht (Stand 2020). Ob das erfolgreich ist, muss bald einmal mit zahlreichen Krebsreusen getestet werden. Damit keine Missverständnisse auftreten: es geht nicht darum, Krebse wieder wie früher als „Spezialität“ für die feine Küche zu entnehmen, obwohl das nach dem Fischereirecht zulässig wäre. Es geht ausschließlich darum, dass der schöne Edelkrebs wieder da ist. Leider ist Hubert Gebhard 2015 im Alter von nur 69 Jahren viel zu früh verstorben. Wir haben von ihm viel gelernt über das Leben der Edelkrebse und denken gerne an die schönen Stunden mit ihm zurück.
Im Mai 2010 erste Besatzkrebse vom Förster Hubert Gebhard aus Rothenbuch erhalten.
Besatz von 500 kleinen Krebsen aus Schleswig-Hollstein im Jahre 2013 im Aubach
Harald Schlundt beim Besatz der Edelkrebse
Krebslieferung durch Werner Müller von der Fischereifachberatung, links im Bild Manni Wirth – Besatz in den Lohrtalteichen nahe der „Roten Mühle“